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Oberbürgermeisterwahl Karlsruhe

Der parteilose OB-Kandidat Marc Nehlig traut sich

Zwei Frauen und vier Männer bewerben sich um den Chefsessel im Karlsruher Rathaus. In den Wochen vor der Wahl am 6. Dezember stellen die BNN die Kandidaten in kurzen Porträts vor. Hier den parteilosen Bewerber Marc Nehlig.

Marc Nehlig an seinem Lieblingsplatz im Karlsruher Schlossgarten
Auf sich allein gestellt: Marc Nehlig will Karlsruher Oberbürgermeister werden. Eine Partei oder Wählervereinigung hat der 26-Jährige nicht hinter sich. Trotzdem rechnet er sich Chancen auf ein gutes Ergebnis aus. Foto: Jörg Donecker

Drei Tage lag das Bewerbungsschreiben von Marc Nehlig zur Oberbürgermeister-Wahl auf seinem Schreibtisch. Dann radelte er in seiner Mittagspause zum Rathaus und warf den Brief ein. In den Tagen danach hielt sich der 26-Jährige trotzdem bedeckt.

Nur gute Freunde und Unterstützer wussten von seinen Plänen. „Ich wollte erst die notwendigen 250 Unterschriften zusammen haben“, erklärt er. „Damit man meine Kandidatur ernst nimmt.“

Freunde forderten Nehlig zur Kandidatur auf

Als einziger der insgesamt sechs zugelassenen Bewerber für den städtischen Chefsessel hat Nehlig keine Partei oder Wählervereinigung im Rücken. Als Nachteil empfindet er das aber ebenso wenig wie sein Alter. „Ich bin jung, will etwas bewegen und habe nichts zu verlieren“, sagt er. Seine OB-Ambitionen entspringen keinem lange geschmiedeten Plan.

Anfang Oktober habe er sich mit Freunden über den vorhandenen Bewerberkreis unterhalten. Erwärmen konnte er sich für keinen Kandidaten. „Lass dich doch aufstellen, haben sie gesagt“, erinnert sich Nehlig. Das habe er beherzigt. „Wenn man nicht zufrieden ist, sollte man nicht meckern, sondern handeln und etwas ändern.“

Den anpackenden Charakter erkennt man im Lebenslauf des im pfälzischen Hatzenbühl aufgewachsenen OB-Kandidaten immer wieder. Schon zu Schulzeiten übernahm er als Klassensprecher Verantwortung. Gleichzeitig suchte er als Laien-Schauspieler und Musiker die Bühne. „Ich bin schon eine Rampensau“, sagt er lachend. Seine Eltern hatten den kleinen Marc auch zum Fußball geschickt. „Da saß ich auf dem Platz und habe Türmchen gebaut. Das war nix für mich“, erzählt er.

Der Musik und dem Schauspiel blieb er dafür bis heute treu. Als Sänger einer Band steht er oft im Rampenlicht. 2019 führte er in seiner Hatzenbühler Schauspieltruppe erstmals Regie - wieder einmal suchte er die Verantwortung. „Dieser Wille und die Bühnenerfahrung werden mir helfen. Auch in der Politik muss man sich darstellen können.“

Video: Der Mensch hinter dem OB-Kandidaten Marc Nehlig

Kandidat plakatiert selbst

Als nicht durchdachte Kurzschluss-Reaktion will der 26-Jährige seine Rathaus-Ambitionen deshalb nicht verstanden wissen - das unterstreicht er mit seinem bisherigen Wahlkampf. Ein Freund zimmerte binnen weniger Tage eine Website zusammen. Nehlig führte viele Gespräche und machte sich Gedanken, mit welchen Kernthemen er ins Rennen gehen möchte.

Aus dem eigenen Geldbeutel bezahlt er Werbung in den sozialen Medien und auf Plakaten in der Stadt. 200 Mal hängt das Gesicht des parteilosen Bewerbers an Laternenmasten oder Straßenschildern, vor allem in der City. „Die meisten habe ich selber aufgehängt. Mein Bruder und einige Freunde haben geholfen“, berichtet er.

Viele Rückmeldungen bekommt Nehlig seitdem von Paaren, die der Standesbeamte getraut hat. „Da erkennen mich einige wieder und wünschen mir Glück.“ Mit der Stadt und insbesondere der Stadtverwaltung ist Nehlig seit neun Jahren eng verbunden. 2011 begann er seine Ausbildung in der Verwaltung, danach blieb er im Standesamt.

„Dass ich jetzt quasi gegen meinen Chef antrete, verunsichert mich schon ein wenig“, gibt er zu. Trotzdem hält er mit Kritik am Führungsstil von Amtsinhaber Frank Mentrup nicht hinter dem Berg. Der Rathauschef interpretiere seine Rolle zu politisch und zu wenig als Kopf der Verwaltung, sagt er. Vielen Mitarbeitern fehle es an Wertschätzung für ihre Arbeit.

Fehlende Bekanntheit als größter Hemmschuh

Wenig abgewinnen kann Nehlig auch der Kandidatenkür der CDU. Bei vergangenen Wahlen habe er durchaus für die Partei gestimmt. Warum man jetzt mit Sven Weigt jemanden ins Rennen schicke, der den Bürgern in Karlsdorf-Neuthard damit in den Rücken falle, verstehe er nicht. Im Sextett der Bewerber rechnet sich Nehlig durchaus Chancen auf einen Überraschungserfolg aus – „wenn ich es schaffe, dass mich genügend Menschen kennenlernen“.

Einfach nur auf dem Zettel stehen - damit möchte er sich jedenfalls nicht zufrieden geben, auch wenn ihm keine prozentuale Prognose zu entlocken ist: „Mit Platz drei wäre ich ganz zufrieden.“

Hier gibt es alle Porträts der Kandidaten im Überblick

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